Der Weg zur Wende: Über Narrative, Zusammenarbeit und Beteiligung

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Lesen Sie hier das Interview mit unserem Geschäftsführer Prof. Dr. Dirk Rompf in der Fachpublikation Mobilität I DIE WELT vom 5. Juli 2023

Als Teil der Cadmus Group widmet sich das Beratungsunternehmen ifok der Transformation in den Bereichen Mobilitätswende, Energiewende, Klimaschutz und Klimaresilienz sowie Landwirtschaft und Gesundheit oder der Frage: Wie kann die Demokratie der Zukunft aussehen? Ein Gespräch mit ifok-Geschäftsführer Prof. Dr. Dirk Rompf.

Herr Prof Dr. Rompf, was sind die wichtigsten Stellschrauben, um die Mobilitätswende zu schaffen?

Ich würde das gerne in vier Bereiche unterteilen.

  • Nummer Eins: Wir brauchen einen Wechsel im Bereich der Antriebstechnologie, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Der schnelle Übergang zur Elektromobilität ist jedoch nur erreichbar, wenn bereits in zwei Jahren mehr als die Hälfte aller Neu-Pkw vollelektrisch ist. Dies ist nur möglich, wenn kurzfristig weitere politische Instrumente eingesetzt werden.
  • Zweitens ist das Ausbalancieren der Anteile der einzelnen Verkehrsmodi am Verkehrsaufkommen wichtig. Wir müssen attraktivere Randbedingungen für den öffentlichen Verkehr schaffen. Vor allem in ländlichen Regionen reicht ein günstiger Fahrpreis nicht aus. Wir brauchen intelligente deutschlandweite Angebote. Die Mobilitätsalternativen müssen dabei ähnlich positiv und einfach wahrgenommen werden wie die eigenkontrollierte Fahrt mit dem Auto.
  • Der dritte Bereich: Die Mobilitätswende geht Hand in Hand mit der Frage, wie wir den Raum neu organisieren. Das gilt insbesondere im städtischen Kontext, weil dort die Alternativen zur Flächennutzung zueinander in Konkurrenz stehen. Welcher Teil der Straße gehört dem Rad- und Fußverkehr? Welcher Raum steht für Entspannung und Erholung zur Verfügung und woher kommt er? Wie organisieren wir Liefer- und Ladezonen? Wie das Parken? Diese Fragen sind nur miteinander beantwortbar.
  • Und viertens: Die Mobilitätswende bedingt, dass Millionen Menschen ihr eingeübtes Verhalten hinterfragen und bereit zur Veränderung sind. Dafür gilt es, besser zu verstehen und anzusprechen, was die Menschen emotional mit Mobilität verbinden.

Welche Rolle spielt das Narrativ Freiheit?

Das spielt eine riesige Rolle. Für viele in meiner Altersgruppe, auch für mich, gab es nichts Wichtigeres, als zum 18. Geburtstag den Führerschein auf dem Tisch liegen zu haben. Das Motiv „Auto gleich Freiheit“ werden wir verwandeln, wenn wir ein ähnlich eingängiges Narrativ generieren.
Ich kann mir vorstellen, dass sich in den nächsten Jahren ein Leitmotiv entwickelt, das die Mobilität mit der Zeit in Verbindung bringt, in der wir uns etwas Gutes tun. Das kann beispielsweise der Weg sein, den man zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegt und dabei etwas für seine Gesundheit tut. Es wird Jahre brauchen, bis sich das in den Köpfen und im Verhalten durchsetzt. Das Narrativ um das Auto ist aber auch nicht von jetzt auf gleich entstanden.

Was braucht es, um die Mobilitätswende in der Breite durchzusetzen?

Ganz entscheidend ist, dass die Mobilitätswende vor Ort stattfindet. Also in den Landkreisen und Kommunen. Hier brauchen wir einen Dreiklang. Zunächst müssen Leitbilder entwickelt werden für die Mobilität der Zukunft. Weiterhin müssen wir zu dem Punkt kommen, dass jeder Einzelne die Fragen zu seiner persönlichen Mobilität beantworten kann. Zum Beispiel: Wird eine veränderte Mobilität für mich mit Einschränkungen verbunden sein? Es muss ein Bild im Kopf entstehen, wie man in Zukunft von A nach B kommt. Das Dritte ist: Dieses Bild sollte in die Praxis überführt werden. Es müssen Gelegenheiten geschaffen werden, bei denen man eine veränderte Mobilität ausprobieren kann.

Wie kann dieses „Ausprobieren“ aussehen?

Viele Städte haben in den letzten Jahren – oft gefördert durch den Bund – einen sogenannten „SUMP“ auf den Weg gebracht, einen „Sustainable Urban Mobility Plan“, in dem ein Leitbild für die städtische Mobilität entwickelt wird. Idealerweise geschieht dies unter breiter Einbindung der Akteursgruppen, verbunden mit der Möglichkeit, neue Formen der Mobilität in Reallaboren praktisch auszuprobieren. Ein anderes Instrument sind sogenannte Bürgerräte. Wir haben mit Bürgerräten bei ifok sehr gute Erfahrungen gemacht – besonders in den Bereichen Klimaschutz und Mobilität.

Die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen ist essenziell, um eine Wende hinzubekommen?

Nach meiner Einschätzung denken und handeln wir noch zu sehr in Silos. Ein Beispiel: Die Organisation von intermodalen Mobilitätsketten ist problematisch, weil wir es gewohnt sind, jeden Verkehrsweg unabhängig voneinander zu entwickeln. Die Schnittstellen sind keinesfalls optimiert und es ist auch nicht klar, wer die Verantwortung für diese Schnittstellen trägt. Was wir brauchen, ist eine Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen, sprich Behörden- und Stadtgrenzen, hinweg. Das heißt, es sind neue, organisierte Austauschformate erforderlich. Ein positives und Mut machendes Beispiel findet sich in Baden-Württemberg. Dort haben sich – initiiert durch die Landesregierung – mehrere regionale Mobilitätspakte gebildet, bei denen Politik, Wirtschaft und NGOs an einem Tisch sitzen und klimafreundliche Lösungen für den Verkehr der Region ermitteln.

Ihre Ansprechpartner

Prof. Dr. Dirk Rompf

Geschäftsführer | Infrastruktur, Klima, Energie, Mobilität, Digitalisierung

Telefon+49 6251 8263-180
E-Maildirk.rompf@ifok.de

Daniel Gaumann

Business Unit Lead | Verkehr und Mobilität

Telefon+49 6251 8263-145
E-Maildaniel.gaumann@ifok.de
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