Das Coronavirus verändert unser Leben und unsere Gesellschaft rasant. Regierungen müssen fundierte und vorausschauende Entscheidungen treffen, um die langfristigen Folgen von COVID-19 anzugehen und abzuschwächen. Es sind Maßnahmen erforderlich, um Bürger:innen angemessen in die Entscheidungsfindung und das Risikomanagement einzubeziehen. Das gilt vor allem, wenn die Krise von Unsicherheit und dem Gefühl einer permanenten Notlage geprägt ist. Um das Vertrauen der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten, müssen in einer Pandemie unsere demokratischen und sozialen Werte gewahrt und die umfangreichen Informationsbedürfnisse der Menschen berücksichtigt werden.
Entscheidungsfindung und Bürgerbeteiligung in Zeiten schwerer Gesundheitskrisen
Expertenwissen und -rat sind so wertvoll wie nie zuvor. Aber es sollte nicht nur wissenschaftliche Expertise in die Entscheidungen einfließen. Auch Nicht-Wissenschaftler:innen und Bürger:innen können relevantes Fachwissen und praktische Empfehlungen einbringen. Die einseitige Auswahl von Expert:innen mit speziellem Fachwissen kann nachteilige Auswirkungen haben, wenn nicht auch andere wissenschaftliche Disziplinen und gesellschaftliche Anliegen angemessen berücksichtigt werden. Das derzeitige Wissen über die öffentliche Wahrnehmung von Krisenmanagement und die bevorzugten Informationsquellen von Bürger:innen müssen in Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden. Aus gesellschaftlicher Perspektive steht COVID-19 in einer Reihe mit Epidemien wie SARS, MERS, Vogelgrippe (H5N1) und Schweinegrippe (H1N1). Es sind Mechanismen erforderlich, um Bürger:innen angemessen in die Entscheidungsfindung einzubinden. Um das Vertrauen der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten, sollten in einer Gesundheitskrise demokratische und soziale Werte besonders gelebt und die umfangreichen Informationsbedürfnisse der Menschen berücksichtigt werden.
Dazu gehören folgende Maßnahmen:
- Sensibilisierung der Zivilgesellschaft und Schaffung geeigneter Bedingungen für eine Debatte, an der auch die breite Öffentlichkeit beteiligt ist;
- Modi für die Beratung der ganzen Gesellschaft;
- Modelle zur Integration aller Arten von Fachwissen in den Entscheidungsprozess;
- Klärung und Koordination sowie Integration aller Beteiligten in den Entscheidungsprozess (Zivilgesellschaft; soziale Netzwerke, Gemeinden, usw.);
- Verteilung der Zuständigkeiten in Krisensituationen;
- Vertrauen der Öffentlichkeit herstellen und Kontroversen als „normale Elemente“ statt als Krisen-Trigger verstehen;
- demokratische und gesellschaftliche Werte in schweren Gesundheitskrisen hochhalten. Vor allem die Persönlichkeitsrechte und die Würde des Menschen gilt es zu wahren.
Im Falle einer sich ständig ändernden Situation ist es unmöglich, eine ideale Kommunikation zu erreichen. Eine dynamische, der aktuellen Lage angepasste Kommunikation während einer Pandemie ohne Verlust des öffentlichen Vertrauens ist eine herausfordernde Aufgabe für die Gesundheitsbehörden und deren Kommunikationsabteilungen. Eine schwere Pandemie ist eine Ausnahmesituation, die die Festlegung von Prioritäten und den selektiven Zugang zu Gesundheitsressourcen erfordert. Es erfordert Solidarität auf allen Ebenen der Gesellschaft. Ein Konsens über gemeinsame Werte ist notwendig, um den Zusammenhalt der Gesellschaft auch in der Krise zu bewahren.
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