„merry bürgerrat“

Jacob Birkenhäger, Geschäftsfeldleiter Deliberation, Open Government, Demokratie
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Jacob Birkenhäger

Derzeit organisierst du den Bürgerrat zum Thema Ernährung. Wie gelingt es, Vegetarier:innen und Allesesser:innen an einen Tisch zu bringen, damit sie zusammenarbeiten? 

In einem Bürgerrat werden alle Teilnehmenden respektiert und gehört, die Menschen arbeiten auf Augenhöhe zusammen und keine Meinung ist wichtiger oder besser als eine andere. Sich zuzuhören und auch in der Position des Gegenübers eine Wahrheit zu erkennen, das ist die Stärke unserer Bürgerräte und anderer deliberativer Formate. Indem jede:r Wertschätzung erfährt, können wir in der Sache hart diskutieren, ohne einander persönlich anzugreifen. Am Ende geht es auch gar nicht darum, wer sich durchsetzt, sondern wie eine Lösung aussehen kann, der alle zustimmen können. Und oft stellt sich am Ende heraus, dass die Positionen gar nicht so weit auseinander liegen und ein guter Kompromiss gefunden werden kann. Und ob Fleisch, vegetarisch oder vegan, da scheint mir die Kulturkampf-Debatte in Politik und Medien deutlich lauter als bei den Bürger:innen; denen ist das egal.

Das ist nicht der erste Bürgerrat, den wir bei ifok mit organisieren. Kannst du die besondere Beziehung zwischen den Bürgerräten und ifok beschreiben? 

Durch Dialog Konflikte zu lösen treibt ifok seit fast 30 Jahren an. Wir haben schon früh mit der zufälligen Auswahl von Bürger:innen und mit deliberativen Formaten gearbeitet, um politische Lösungen zu entwickeln. Durch die enge Zusammenarbeit mit Mehr Demokratie und nexus im Netzwerk Bürgerbeteiligung entstand dann die Idee, einen ersten nationalen Bürgerrat in Deutschland zu organisieren. Wir haben lange am Konzept gearbeitet und eine Reise nach Irland hat bei uns schließlich den Ausschlag gegeben, unseren Bürgerrat an das irische Modell anzulehnen, das übrigens auch viele Ähnlichkeiten mit den ifok-Bürgerkonferenzen hat. Seit 2019 haben wir nun schon zahlreiche Bürgerräte auf allen Ebenen gemacht – von der Kommune bis zur EU. Die Prozesse und Verfahren immer weiterzuentwickeln und zu verbessern und stetig dazuzulernen, auch durch den internationalen Austausch, das macht viel Freude.

Welche Rituale gehören für dich in der Winterzeit dazu? 

Rituale gibt es weder bei mir noch in meiner Familie. Ich mag den Jahreswechsel, die ruhigen Tage mit Zeit zur Reflektion und Erholung – aber ob ich die in Berlin, bei meiner Mutter oder irgendwo im Süden im Warmen verbringe, das ist mir egal.

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